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"Every dam' thing about Jane is remarkable to a pukka Janeite!" - Rudyard Kipling

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Peter Greenaway

Seiten 4 off 4 Seiten: 1, 2, 3, 4
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MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 7, 2005 @ 21:17:57  

... ich hab jetzt ein Buch, in dem u.a. das Bild von Januarius Zick detailliert interpretiert und erläutert und seine Rolle in dem Film von Greenaway auseinanderklamüsert wird... Das Buch ist leider von einem 44 jährigem Kulturbanausen geschrieben worden, der nur 5 Jahre seines Lebens halbwegs ernsthaft "gearbeitet" hat... die Hälfte davon als Pressereferent - was in meinen Augen keine ernsthafte Tätigkeit ist, und die man bei der Rentenberechnung nicht berücksichtigen sollte... - Also ist die Hälfte der verwendeten Begriffe fremdländisch - falls es die verwendeten Worte überhaupt im Duden gibt, so verwendet sie niemand, der seine 5 Sinne beisammen hat und von anderen Menschen verstanden werden möchte - und eine weitere Hälfte der Sätze ist so geschraubt, dass ich unschlüssig bin, ob sie eine Bedeutung besitzen... Also, hochwissenschaftliches Gesäusel, wie es wohl nur ein 9 Jahre dauerndes Studium der Kunstwissenschaften und anschließendes Festkleben an einem gemütlichen deutschen Leerstuhl hervorzubringen vermag...

Aber nichtsdestotrotz, wenn ich mich da durchgefressen hab (mit Fremdwörterbuch und Grammatik), werde ich euch von den Früchten meiner Erkenntnis kosten lassen...

Bruki

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)

Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 8, 2005 @ 19:41:43  

Ich vermute, du hast Leerstuhl absichtlich ohne "h" geschrieben . Auf deine Erkenntnisse bin ich gespannt.

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Was eine "Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"? Verfasser ist dem Benutzer bekannt

Hazel
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Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 22:17:46  

Auf dieser Seite gibt´s Bilder zu allen Filmen von Peter Greenaway. Man muss nur die kleinen Bildchen am Seitenende anklicken, wenn die Seite endlich geladen ist. Manche der Bilder sind richtig ... brrr.

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Hazel
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Geschrieben Sonntag, Oktober 2, 2005 @ 17:10:35  

Sonntag, 9. Oktober 05:
SWR 23.05 Uhr
8 1/2 Women (GB/NL/Lux 99)
Regie: Peter Greenaway

Achtung! Zeitversetzte Ausstrahlung: RP um 23.35, RW+SR 23.05
(kann mir mal jemand sagen, was das bedeutet?)

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MierschB
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Geschrieben Montag, Oktober 3, 2005 @ 12:29:56  

Der Film „Der Kontrakt des Zeichners“ spielt 1694, das Gemälde von Januarius Zick „Allegorie auf Newtons Verdienste um die Optik“ wurde 100 Jahre später gemalt (1794)... Michael Schuster behandelt in seinem Essay „Malerei im Film: Peter Greenaway“ auf mehreren Seiten den Film „Der Kontrakt des Zeichners“ und insbesondere das Gemälde von Januarius Zick. Ich gehe jetzt nicht darauf ein, wie Greenaway das Gemälde in den Film einbaut, mit welchen Suggestionen und Fragen er den Zuschauer einwickelt und konfrontiert... Im Film wird ja eine Deutung – unabhängig von der vom Maler wahrscheinlich beabsichtigten allegorischen Darstellung – versucht: Ein Garten, in dem eine Intrige dargestellt und ein Mord vorbereitet wird...

Das Bild hängt seit 1926 in einem Museum in Hannover. Der damalige Katalog sagt nur: „Newton hat den Versuchungen der Liebe widerstanden. Diogenes und Sokrates waren seine Vorbilder. Links: der Genius der Reinheit tritt auf die Lüge. Das Spiegelbild im Innern des Tempels bezieht sich auf Newtons Beschäftigung mit dem optischen Gesetz.“

Newton wird durch die im Licht stehende Gestalt symbolisiert, er hat seinen Fuß auf die Lüge gestellt, weist mit der linken Hand auf den Tempel und mit der rechten auf sich. Über ihm schwebt eine Taube mit Zweig im Schnabel, ein christliches Symbol. Das ist im Film kaum zu erkennen, das Bild ist hier auch abgeschnitten im Original ist es höher, da steht noch die Sonne über dem Baum (der Erkenntnis?) und beleuchtet den Genius Newton... Newtons Sieg über die niedergerungene Kreatur spielt auf die traditionellen Darstellungen des Kampfes von Tugend und Laster an.

Daneben im Rundtempel auf einem Altar unterhält ein Putto ein Feuer mit Hilfe von Pflanzen, die er aus einer füllhornartigen Tasche entnimmt. In einem Spiegel darüber befindet sich ein Abbild Newtons, der hier wohl das Objekt der Verehrung darstellen soll. Das zu seinen Füßen liegende heidnische Wesen wird durch die Attribute Maske und Fackel als heidnisch-unzivilisiert gekennzeichnet. Die Gestaltung legt nahe, dass es durch den Genius Newton bezwungen und überwunden wurde...

Mit seiner weisenden Geste verbannt er die beiden männlichen Figuren neben dem Tempel aus dem Lichtbereich des Tempels - in den Schatten. Einer der beiden trägt eine Laterne, der andere, ein alter Mann, Zirkel, Lineal und Winkelmaß sowie ein unter den Arm geklemmtes Buch. Der erste stellt Diogenes dar, den Begründer der kynischen Philosophie, über den unter anderem die Anekdote übermittelt wird, er habe sich am helllichten Tag mit einer Laterne auf die Suche nach einem „wahren Menschen“ gemacht! Der rechte repräsentiert aufgrund seiner Attribute wohl Euklid – und nicht Sokrates. Euklids geometrische Konstruktionsverfahren sind lange grundlegend geblieben, und seine Abhandlung Optica, die sich der „Lehre vom Sehen“ widmete, übte ihren Einfluss in Fragen der Proportionslehre und der Perspektive auch auf die Kunst der Neuzeit aus. Doch nun macht Newton den beiden großen Geistern ihren Platz streitig.

Der Obelisk, rechts im Bild – kaum zu erkennen, trägt eine Sonnenuhr und eine Krone. Er dient zugleich als Sonnen- und Herrschaftssymbol; ganz funktional diente er als Zeiger einer Sonnenuhr. Auf dem Bild ist der Obelisk nicht nur Bestandteil, sondern auch Träger eines solchen Messinstrumentes. Der vom Obelisken ausgehende Blitz (der Zeiger der Sonnenuhr) ist auf die beiden alten Griechen gerichtet, die des Tempels verwiesen wurden... Die beiden Männer erleiden ein Schicksal, demzufolge der Lauf der Zeit einen Größeren ins Licht der Geschichte treten lässt, um ihnen ihren Platz streitig zu machen.

Die Gruppe links im Bild steht etwas außerhalb. Sie sind in zeitgenössische Kostüme gekleidet und heben sich so von den sonstigen antikgewandeten Figuren ab. Ihre bewundernden Blicke könnten die beifällige Zustimmung der Gesellschaft symbolisieren. Sie sind gleichsam wie in einer Theater-Loge angeordnet, die durch Stamm und Wurzeln des Baumes gebildet wird, und so vom Geschehen abgegrenzt wird.

Im Sinne der Aufklärung wird die Figur Newtons zur Ausnahmeerscheinung des vernunftbegabten Menschen stilisiert, der alles dumpfe, triebhafte, 'dämonische' überwunden hat, als die Inkarnation eines emanzipatorisch-aufklärerischen Geistes.

Fortsetzung im nächsten Posting...

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MierschB
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Geschrieben Montag, Oktober 3, 2005 @ 12:32:34  

Fortsetzung...

Der Autor geht dann noch auf einige „Fehler“ im Bild ein, die Lichtquellen stimmen nicht, die Spielgelungen sind falsch, der Blitz entspricht ebenso wenig den optisch-physikalischen Gesetzen, die in der Allegorie ja gefeiert werden sollen. Das sei jedoch in der damaligen Bildkomposition üblich gewesen, man habe in der damaligen Kunst die Inszenierung der realistischen Darstellung übergeordnet...

Abschließend stellt der Autor fest: Das Bild von Januarius Zick bildet ein visuell-künstlerisches Paradigma dieser gewaltigen Verehrung und Wertschätzung Newtons, aber es wird auch klar, dass es keine künstlerische Visualisierung der komplizierten optischen Theorie Newtons leisten kann und will. „Uralte Lichtsymbolik kam (im 18. Jh.) zu neuen Ehren, und die physikalische Beobachtung wurde zur Metapher für Erkenntnis, Wahrheitsfindung, Erleuchtung, für den vernunftgemäßen Fortgang des Jahrhunderts, für die Emanzipation des forschenden Geistes, für die Verinnerlichung der Gottsuche.“ Diogenes (der trotz des Tageslichts ausschließlich seiner eigenen Lichtquelle als Sehhilfe vertraute), taucht auf dem Gemälde von Zick auf, obwohl er nichts mit optischen Phänomenen zu tun haben scheint; er verweist allerdings auf die erkenntnisorientierte Dimension des Sehens, welche die „Lehre vom Sehen“ in einer Suche nach Wahrheit aufgehen lässt.

Also, wie Julia sagen würde: „Hier wurde ein Haufen Banalitäten angehäuft!“, ohne dass uns das näher an den Mörder heranbringt...

Im nächsten Kapitel des Buches werden die von Neville angefertigten Zeichnungen des Grundstücks analysiert, ebenfalls ohne uns zu erhellen, wer der Mörder gewesen war und wie der Mord ausgeführt wurde... Stattdessen werden Wörter gebraucht, von denen ich noch nie etwas gehört habe, und von denen ich annehme, dass sie nicht zur deutschen Sprache gehören können... Also für unser kleines banales Mörderspiel haben wir keine Lösung in diesem wissenschaftlichen Werk gefunden...

Bruki

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Hazel
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Geschrieben Dienstag, Oktober 4, 2005 @ 15:41:53  

Quote:
Erstellt von MierschB
Der Autor geht dann noch auf einige „Fehler“ im Bild ein, die Lichtquellen stimmen nicht, die Spielgelungen sind falsch, der Blitz entspricht ebenso wenig den optisch-physikalischen Gesetzen, die in der Allegorie ja gefeiert werden sollen. Das sei jedoch in der damaligen Bildkomposition üblich gewesen, man habe in der damaligen Kunst die Inszenierung der realistischen Darstellung übergeordnet...

Hallo Bruki, ist ja interessant, dass das Bild erst 100 Jahre später gemalt wurde! Aber es hieß ja, dass Peter Greenaway in dem Film nicht allzu sehr auf zeitliches Übereinstimmen geachtet hat. Der Satz "man habe in der damaligen Kunst die Inszenierung der realisischen Darstellung übergeordnet" bewegt mich zu folgender These: Mr. Neville hat Mrs. Herbert deshalb mit dem Bild konfrontiert, weil er dahintergekommen ist, dass das, was ihm beim Zeichnen des Gartens in Compton Anstey wiederfährt, auch eine Inszenierung ist. Was meinst du zu dieser These? (Nur schade, dass es ihm nicht das Leben gerettet hat!)

Quote:
Also, wie Julia sagen würde: „Hier wurde ein Haufen Banalitäten angehäuft!“, ohne dass uns das näher an den Mörder heranbringt... ... Also für unser kleines banales Mörderspiel haben wir keine Lösung in diesem wissenschaftlichen Werk gefunden...

Kleines banales Mörderspiel Danke, dass du dich durch das halb-wissenschaftliche Buch gequält hast.

Hazel

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