Autor |
Beiträge |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 735
Stimmung: |
Geschrieben Montag, Januar 17, 2005 @ 21:11:01
Hallo,
hier wird es keine spektakulären Neuigkeiten zu erfahren
geben, aber da das Thema im Groupread Emma aufkam und da nicht
hingehört, dachte ich, machen wir eben ein neues Thema daraus.
1. Tom Lefroy, wahrscheinlich die erste Liebe. Der wurde
von seiner Tante und Janes mütterlicher "Freundin" Mrs Lefroy
postwendend entfernt, da die gute Jane zu wenig Mitgift
mitbrachte (so liest man es mehr oder weniger deutlich
überall), die ganze Geschichte kommt uns bekannt vor? Genau,
davon klingt bestimmt in Persuasion etwas an, auch das
trotzdem gute Verhältnis Anne und Lady Russel nachdem Anne die
Einmischung als Fehler erkannt hat, liest sich unter diesen
Umständen sehr interessant.
2. ein Unbekannter, etwas wie die große Liebe, Cassandra
war der Meinung, dass er Jane nach einer gewissen Zeit sicher
einen Antrag gemacht hätte und auch erhört worden wäre. Leider
starb er schon nach kurzer Bekanntschaft.
3. Harry(?) Bigg-Whither(?), Jane willigte zunächst aus
Vernunftgründen ein, um dann nach einer sicher unruhigen Nacht
das Verlöbnis wieder zu lösen. Dieser Mann soll ihrer an
Verstand absolut nicht ebenbürtig gewesen sein. Es wäre eine
echte Vernunftehe a la Collins gewesen.
Mehr ernsthafte Kandidaten gab es wohl nicht. Und insofern,
doch lauter verkorkste Gelegenheiten, irgendetwas passte immer
nicht.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Januar 22, 2005 @ 16:57:18
Ich glaube, zu dem zweiten hab ich was
gefunden:
Jane's Marriage ... In a private
limbo Where none had thought to look, Sat a Hampshire
gentleman Reading of a book. It was called Persuasion,
And it told the plain Story of the love between
Him and Jane.
He heard the question Circle Heaven through— Closed
the book and answered: ‘I did—and do!’ Quietly but
speedily (As Captain Wentworth moved) Entered into
Paradise The man Jane loved!
Das ist doch tröstlich...
Bruki
PS: Rudyard Kipling "Jane's Marriage" PPS: Wieder nicht
geklappt mit dem Link - bin zu blöd und faul das
hinzufummeln... |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 735
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Januar 22, 2005 @ 17:54:11
Hm, ich weiß nicht, aber die Parallelen
mit der mütterlichen Freundin treffen ja auf Tom Lefroy zu.
Bei dem zweiten Herrn hat sich niemand eingemischt, der ist
einfach unglücklicherweise gestorben. Insofern meint Kipling
wohl eher Tom Lefroy.
PS: hab den Link hingebastelt .
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Montag, Januar 24, 2005 @ 18:49:45
Hm, warum "mütterliche Freundin"? Wo
steht das? Hab ich das überlesen?
Ich denke - bin aber kein in den Dogmen bewanderter
Clergyman - wenn der "Hampshire gentleman" schon in der
Vorhölle sitzt, wenn Jane ins Paradies kommt, muss er vor ihr
gestorben sein, was eher auf den "Unbekannten" zutreffen wird,
da der erste über 90 Jahre alt wurde, Jane also lange überlebt
haben sollte... Aber möglicherweise gibt es im Jenseits
andere Zeitbegriffe als hier auf Erden?!
Weiß man, ob der "Unbekannte" aus Hampshire war?
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 735
Stimmung: |
Geschrieben Montag, Januar 24, 2005 @ 20:13:04
Reading of a book. It was called
Persuasion, And it told the plain Story of the
love between Him and Jane.
Persuasion handelt von einer mütterlichen Freundin, die
sich einmischt, oder nicht ?Und vielleicht vermischt Kipling hier was. Tom
Lefroy war aus Irland. Woher der Fremde war, weiss man nicht.
Und wofür sollte der Fremde in der Hölle sitzen? Tom Lefroy
wurde von Madame Lefroy damals übelgenommen, dass er quasi
Janes Herz gebrochen hat, obwohl er wußte, das seine und ihre
finanzielle Situation die Verbindung nicht zuließen. Insofern
hat er sich "versündigt", vielleicht meint Kipling das?
Wann ist es geschrieben von Kipling? Ich habe meines aus
einer Biografie von 1913.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Januar 25, 2005 @ 14:02:38
Das Gedicht hab ich aus dem Web. Schau
mal beim Janeiten-Thread nach, da ist ein Link dorthin...
Erschienen ist das 1926 mein ich...
Ich bin kein Fachmann, aber Limbus ist nicht die richtige
Hölle, sondern eine Art Vorhölle. Die war wohl für Leute, wo
man nicht so recht wusste wohin damit, ungetaufte Kinder z.B.
... Aber wie gesagt, kein Fachmann bin ich...
Und ich glaube, dass Persuasion auch davon handelt, dass
man auf eine verlorene Liebe sehr lange wartet... And it told
the plain Story of the love between Him and Jane...
Also wenn dieser Lefroy NICHT aus Hampshire war, deutet das
mehr auf den "Unbekannten" - aber setze ruhig voraus, dass ich
mich mit der Jane-Austen-Biografie nicht so gut auskenne wie
Du und hier Blödsinn schwafele...
Wenn es diesen "Unbekannten" gegeben hat, sollte man dann
nicht auch annehmen können, dass Janes 2. Liebe die erste zu
verdrängen in der Lage gewesen sein sollte... Sonst hätte sie
sich ja nicht so "unsterblich" in den zweiten verlieben
können. (Das würde denn die Trauer um den ersten etwas
relativieren, da es ja einen "Nachfolger" gegeben hat...)
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 735
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Januar 25, 2005 @ 14:50:22
Also kann man vermuten, dass Kipling die
Biografie kannte, die ich meinte. Die ist sicher als einer der
wichtigsten anzusehen und wenn er so ein Fan war...
Ich habe extra heute noch mal nachgesehen und da steht auch
bei dem Unbekannten nichts davon, dass er aus Hampshire war.
Und die Autoren dieser Biografie waren der Sohn und der Enkel
von James-Edward Austen-Leigh, der JA und vor allem Cassandra
noch lange persönlich erlebt hat. Also viel näher dran kann
man an der Quelle nicht sein. Dann wußte Kipling mehr als die
Austen-Sippe
Quote: |
|
Und ich
glaube, dass Persuasion auch davon handelt, dass
man auf eine verlorene Liebe sehr lange wartet.
| |
Das stimmt natürlich, aber das trifft in gleichem Maße ja
auch auf Tom Lefroy zu, dem sie mit Persuasion nun doch ein
spätes Denkmal gesetzt hat. Und darüber ist sich
Literaturwissenschaft eigentlich einig, dass dieser Roman der
einzige ist, der ziemlich stark autobiografische Züge aufweist
und an ihre Jugendliebe Tom Lefroy erinnert. Und nun ja, so
realistisch wie Jane Austen nun mal war: warum sollte sie
nicht zwei Männer in ihrem Leben lieben können, natürlich
nacheinander .
Und vielleicht zermartern wir unsere Hirne hier auch völlig
umsonst und Kipling hat einfach die dichterische Freiheit
bemüht.
Viele Grüße
Sonja
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Januar 25, 2005 @ 21:13:21
*schnief* und hab gedacht wir könnten
die Identität des mysteriösen 2. aufdecken... Der dann fällige
Jane-Austen-Nobell-Prize würde sich auf meinem Kaminaufsatz
echt gut gemacht haben... Wieder ein Plan der nicht
aufgegangen ist...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Lizzy
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 156
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Januar 25, 2005 @ 22:25:51
Ein sehr schönes Thema, zu dem ich schon
seit einiger Zeit etwas schreiben wollte, es aber erst jetzt
(nach einiger Recherche) schaffe. Tom Lefroy kam
tatsächlich aus Irland (jedenfalls steht das in den
Biographien, die ich mein Eigen nenne). Er wurde zum
Jahreswechsel 1795/96 von den Lefroys eingeladen, um sich von
gesundheitlichen Beschwerden und Problemen mit dem Augenlicht
zu erholen. Er soll ein schüchterner, intelligenter junger
Mann gewesen sein. Das Einzige, was Jane an ihm auszusetzen
hatte, war sein heller Cutaway. Aus Janes Briefen erfahren wir
ja nicht so richtig, wie sie wirklich über die ganze Sache
dachte. Ob sie wirklich seinen Heiratsantrag erwartete? Den
Lefroys blieb das Ganze wohl nicht verborgen, denn sie
schickten ihn nach London. Mrs. Lefroy hatte wohl ein
schlechtes Gewissen gegenüber Jane, denn Tom Lefroy war
finanziell (noch) nicht in der Lage, eine Ehe einzugehen, Jane
aber trotzdem "Avancen" gemacht. Es kursiert aber auch noch das
Gerücht, dass er schon vergeben war. Er heiratete 1799 und
führte eine glückliche Ehe, die wohl mit vielen Kindern
gesegnet wurde. Tom Lefroy brachte es bis zum obersten Richter
von Irland. Er sah Jane Austen bis zum Ende seines Lebens
"als das Objekt seiner jugendlichen Verehrung". Meine
Meinung ist, dass Jane Austen ihn geliebt hat (zumindest mehr
als sie zugeben wollte). Ich schätze sie aber auch (schon im
Alter von zwanzig Jahren) so ein, dass sie vernünftig genug
war zu erkennen, dass sie beide einfach keine finanzielle
Basis hatten.
Bald darauf soll sich eine "zweite Liebelei" abgezeichnet
haben. Und wer hatte seine Finger diesmal im Spiel? Sieh' an:
die Lefroys! Bei ihnen war nämlich 1777 ein "Freund", dessen
Brief schon hier von mir erwähnt wurde. Das hieß in der
damaligen Zeit eigentlich nichts anderes, als dass er Jane
gerne geheiratet hätte, aber noch keine finanzielle Basis zu
bieten hatte. Die Autoren von "Jane Austen. Her Life and
Letters" fanden 1913 heraus, dass es sich wohl um den
Geistlichen Samuel Blackall gehandelt hat.
Tja und die anderen Beiden? Den Unbekannten soll selbst
Cassandra nie gesehen haben und sie kannte wohl auch nicht mal
seinen Namen. Das wird wohl immer Jane Austens Geheimnis
bleiben (was sie vielleicht umso interessanter macht ). Harris Bigg-Whither war sechs Jahre jünger und
soll wohl eher sehr derb gewesen sein. Die Austens waren
(schaden-)froh, dass Jane diesen Mann nicht geheiratet hat.
Jane hätte durch die Heirat dem von ihr verhassten Bath
"entfliehen" können, aber sich eben an einen Mann gebunden,
den sie (noch?) nicht liebte. Ich fände es interessant zu
wissen, welche Rolle Cassandra in dieser Nacht des
"Überdenkens" gespielt hat.
So, jetzt will ich aber noch etwas zu Kiplings Gedicht
sagen. Ich meine auch, dass er wohl Tom Lefroy meint.
Vielleicht bezieht sich der "Hampshire gentleman" ja auf den
Ort der Begegnung der Beiden? Allerdings sollte man meiner
Meinung nach aufpassen, inwieweit man die Werke Jane Austens
auf ihr eigenes Leben bezieht. Man kann auch sagen, dass
"Sense and Sensibility" biographische Züge hat. Aber
vielleicht kann man ja aus jedem ihrer Werke etwas von ihrer
Persönlichkeit entdecken?
So, jetzt habe ich aber genug geschrieben. Ich hoffe, ich
habe Euch nicht gelangweilt .
Lizzy
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
|
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 735
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Januar 25, 2005 @ 22:46:06
Hallo Lizzy,
schön, dass sich jetzt doch noch jemand für dieses Thema
interessiert.
Und ich habe auch bei Tom Lefroy gedacht: eigentlich lässt
sie nie raus, wie sie ganz tief im Innern zu ihm steht. Und
ich vermute auch, dass sie schon ziemlich verliebt war, aber
noch pubertär (darf man das sagen?) genug, es mit Scherzen zu
überspielen.
Zu Samuel Blacknell: das habe ich so in Erinnerung, dass er
nicht abgeneigt war, sie aber uninteressiert. Und den hat
Madame Lefroy tatsächlich als Ersatz für Tom Lefroy
rangeschafft. Weil er so gar nicht auf Jane Austens Gegenliebe
stieß, habe ich ihn nicht erwähnt.
Und der Unbekannte: ich meine schon, dass Cassandra seinen
Namen wusste, da er während dieses Sommeraufenthaltes mit den
Austens verkehrt hat. Nur hat sie diesen Namen nie verraten.
Wie hätte Jane Austen auch unter vier Augen mit ihm verkehren
können, das wäre doch undenkbar.
Jane-Austen-Nobelpreis: och ja, den hätte ich auch gerne
genommen, ich fürchte nur das Feld ist schon von Berufeneren
als uns umgepflügt worden .
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Januar 27, 2005 @ 21:00:53
Oh, Du bist aber prosaisch!
Nö, nö, wenn also dieser Lefroy so ein Stiesel war, kann
Kipling unmöglich den gemeint haben... Stell Dir das mal vor:
Da sitzt so ein 91jähriger Mümmelgreis ohne Zähne und Haare,
dem zu Jane nix weiter einfällt als "da war doch mal was"...
Und ich finde, er hat sie auch nicht verdient. Denn was soll
denn das heißen: Kaum aus den Augen und schon 'ne andere
geheiratet?! - Er hätte wenigstens den Anstand besitzen müssen
sich 8 Jahre lang zu grämen und ein Vermögen anzuhäufen - z.B.
durch Seeräuberei - und denn mal nach Hampshire zurückzukommen
und solange um Jane herumzustreifen bis sie was von "Frauen
vergessen nix so schnell" fallen lässt... Und dann wären sie
in den Sonnenuntergang gesegelt.
Ich meine, das einzige, was ihn hätte entschuldigen können,
wäre gewesen, dass er vorher gestorben ist... Womit wir wieder
bei meinem Favoriten wären!
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Jadzia Die, die das
Sagen hat
Geschlecht: weiblich Herkunft: Deutschland
Registriert: Mai 2004 Status: Abwesend Beiträge:
487
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Januar 28, 2005 @ 21:45:00
LOL!
(Zum eigentlichen Thema habe ich nix mehr hinzuzufügen.)
-------------------- >> This post was submitted by
Elena. >> Es lebe das 'ß'! >> "You
do not have to like someone to love them. That’s… the funny
thing about love…" (Peter David) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Januar 29, 2005 @ 21:19:37
Bei der Suche nach den Janeiten hab ich
eine schöne Website gefunden:
http://www.ashton-dennis.org/
Dort hat mich gleich eine Seite mit Zitaten gefesselt. Aber
man wird gewarnt, was ich jetzt hier auch mache: "One word of
warning - this posting causes pain and creates anger." Denn es
geht "Without Brilliancy of Any Kind" um "What Some Women
Should Not Have Said About Jane Austen"
http://www.ashton-dennis.org/women.html
Und eine schöne Geschichte über Jane und Tom Lefroy: "I was
too proud to make any inquiries"
http://www.ashton-dennis.org/letter11.html
Das bricht einem das Herz - außer man hat keines. (Und den
Samuel Blackall können wir uns als ein Abbild Mr Collins
vorstellen - das weiß ich, nach dem ich das gelesen habe...
)
Da auf der Website gibt es außerdem Biografien, Auszüge der
"leidenschaftlichen Stellen" aus ihren Romanen, Vergleiche mit
anderen Werken (lesenswert ist bestimmt der Vergleich von
Fanny Price und Jane Eyre)... Na ja, und dann sind da auch
Fotos aus Jane-Austen-Verfilmungen und sonstiger Stuff über
die Filme...
Der Author muss sehr viel Zeit da reingesteckt haben...
Und ich hab endlich erfahren, warum Friendship immer
"falsch" geschrieben wird in "Love and Freindship".
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Februar 26, 2005 @ 17:11:55
Hallo JAFs,
ich hab eine kleine Übersetzung der Webseite "Jane
Austen's Eleventh Letter" angefertigt, die ich hier posten
möchte als Link: "Ich war zu stolz nachzufragen" ... Außerdem
gibt es da was über Ox cheek, der in dem Brief erwähnt wird und
den Jane Austen gerne gegessen hat!!!! - Sagt sie jedenfalls -
aber man weiß ja bei ihr nie, wo der Spaß anfängt und der
Ernst aufhört, also vorsicht beim Nachkochen...
Sonja und Mella und Margitta und Heidi seien gedankt für
ihre Hilfe... ich hoffe ich habe keinen vergessen?
Bruki
Ein kleiner Tipp: Auf eine der Fragen für das Quiz
bin ich beim Übersetzen der o.g. englischsprachigen Webseite
gestoßen...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Lizzy
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 156
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Februar 26, 2005 @ 18:54:40
Vielen Dank, Bruki. Deine Ausführungen
waren sehr interessant und aufschlussreich. Von diesem Park
Honan hatte ich bis jetzt noch gar nichts gehört. Aber bei den
vielen Biographen verliert man irgendwann den Überblick. Auch ich mag die Briefe von Jane Austen sehr und
frage mich oft, was in denen gestanden haben könnte, die
Cassandra vernichtet hat. Hätten wir dann ein anderes Bild von
unserer Lieblingsautorin? Ich liebe ihre Art, wie sie gerade
noch etwas Rührendes oder Trauriges schreibt und im folgenden
Satz vor Belanglosigkeit, Heiterkeit oder Ironie nur so strotz
("Bald werden wir ein Schwein schlachten." ). An der Stelle, an der Tom Lefroy beschrieben
wurde, dachte ich zuerst: Das könnte auch ein Vorbild für
Edward Ferrars gewesen sein. Aber dann kam die Sache mit dem
Hochmut und das war Edward dann nun wieder nicht. Ich
bleibe aber bei meiner Meinung, dass man vorsichtig sein
sollte, in die Romane zuviel aus Jane Austens Leben hinein zu
interpretieren. Woher weiß Honan, was für ein Mensch Mr.
Lefroy war? Ich glaube, dass Jane Austen nicht die Absicht
hatte, ihre Romanfiguren nach (nur) einem realen Vorbild zu
entwickeln. Das wäre vielleicht damals auch zu fatal gewesen?
Sie hat sicherlich Einiges in ihren Romanen aufgegriffen,
wovon sie selbst direkt oder indirekt betroffen war. Relative
Armut, unglückliche Ehen, zuviele Kinder usw. Am meisten von
ihrer eigenen Situation steckt meiner Meinung nach sicherlich
in den Schwesternpaaren Elinor und Marianne Dashwood sowie
Jane und Elizabeth Bennet bzw. deren Umgang miteinander.
Da fällt mir noch etwas ein: Jane Austen zählte Mr. Darcy
nicht zu ihren Lieblingshelden (wenn man von "ihren" Männern
so sprechen darf). Entweder genau weil er Tom Lefroy angeblich
nachempfunden war (als späte "Rache" sozusagen) oder weil es
doch Unterschiede zwischen den Beiden gab. Aber vielleicht ist
das auch zu vage und zu weit hergeholt. Da interpretiere ich
jetzt vielleicht zuviel hinein . Jane Austen kann sich schließlich nicht mehr
wehren. Nochmal großes Lob an Dich, Bruki, und die viele
Arbeit, die Du Dir damit gemacht hast. Lizzy
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Februar 26, 2005 @ 20:04:32
Ich möchte hier noch eine Erfahrung
nachreichen, die ich bei der Übersetzung insbesondere des
Briefes gemacht habe: Ich hab ihn vorher im Englischen gelesen
und in Auszügen in der Maletzke Biografie auf deutsch... Aber
direkt beim selber Übersetzen kam ich Jane Austen viel näher
als beim Lesen. Plötzlich gab es Fragen, auf die man beim
einfachen Überfliegen oder beim Lesen der Übersetzungen nie
gekommen wäre... Teilweise sicher auch, weil Jane einen
sprunghaften Schreibstil pflegte: eben noch über
Schweineschlachten schreibt und schon bei einem Ball ist und
nahtlos zur Geburt Marys Baby kommt. - Und man ist bei
Übersetzen immer auf eine gewisse Doppeldeutigkeit der Worte
oder Phrasen gestoßen... Sonja kann ein Lied davon singen: Sie
war hell entzückt, was ich da im ersten Entwurf für ironische
Spitzen rausgekitzelt habe - aber leider sind diese denn in
der Endfassung unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit
bereinigt worden... Aber bei so einem Projekt kann man ja nie
wissen, vielleicht hat Jane es ja genau so doppel-deutig, wie
mein Übersetzungsprogramm suggerierte, auch gemeint. Durch
unsere mangelhaften englischen Sprachkenntnisse können wir
Deutsche ja nicht so recht nachempfinden wie das im Original
wirkt und bei der Übersetzung ist auf jeden Fall was
verlorengegangen...
Ich will damit sagen, dass ich jeder/m nur empfehlen kann,
sich wenigstens einen Brief Jane Austens - oder einen anderen
ihrer Texte mal in englischen Original vorzunehmen und
eigenhändig zu übersetzen... Es kommen erstaunliche neue
Erkenntnisse, die man beim Lesen einer fremden Übersetzung
oder beim Radebrechen des Originales nicht hat...
Ich werde mir auf jeden Fall dieses Vergnügen mit einem
Text von oder über Jane mal wieder antun... Der Spaß dabei
(und am Ergebnis) war für mich der Mühe wert...
Bruki
PS: Ich glaube, dass Jane echtes Interesse an Schweinen und
Schafen und Hüten und Bändern hatte... Für sie war das so
wichtig. So wie heute die Leute über Fußballtrainer,
Automarken oder Oskarverleihungen reden...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, Februar 27, 2005 @ 20:58:21
Hier ist noch was zu dem zweiten
Heiratskandidaten Jane Austens
In der Grawe-Biografie wird zu dem geheimnisvollen Fremden
folgendes gesagt:
"Schon 1801, noch bevor man in das Haus am Sydney Place Nr.
4 (in Bath) eingezogen war, gönnte man sich einen Urlaub in
Sydmouth an der Südküste, östlich von Exeter, und hier geschah
die recht geheimnisvolle Begegnung Janes mit einem jungen
Mann, der offenbar ernste Absichten hatte, sie zu heiraten. Es
gibt dafür nur eine Quelle, und zwar Cassandra Austen, die
lange nach dem Tod ihrer Schwester ihrer Nichte Caroline
Austen-Leigh folgendes erzählte:
Alles, was ich [Caroline] weiß, ist
dies. In Newtown hielt sich Tante Cassandra bei uns auf, als
wir die Bekanntschaft eines gewissen Mr. H. E. vom
Ingenieurcorps machten. Er war sehr angenehm im Umgang und sah
sehr gut aus. Meine Tante war von ihm außerordentlich angetan,
und ich wiederum war außerordentlich überrascht von ihrem Lob;
sie bewunderte doch sonst kaum je Fremde. Später, ein andermal - ich erinnere mich nicht genau, wann - sprach sie
von ihm in so hohen Tönen als einem mit persönlichen Vorzügen
bemerkenswert gesegneten Mann und sagte, er erinnere sie stark
an einen Gentleman, den sie eines Sommers getroffen hatten,
als sie - ich glaube, sie sagte in Devonshire - an der See
waren. Ich glaube nicht, daß sie den Namen des Ortes genannt
hat, und bin sicher, daß es nicht Lyme war, denn daran würde
ich mich erinnern. Er habe sich außerordentlich zu meiner
Tante Jane hingezogen gefühlt - ich nehme an, es handelte sich
um einen Umgang von einigen Wochen -, und als sie sich dann
getrennt hätten (ich vermute, er war auch nur Feriengast dort,
aber vielleicht lebte seine Familie in der Nähe), habe er sie
gedrängt, ihm zu sagen, wo sie den nächsten Sommer verbringen
würden, und habe damit vermutlich gemeint oder es sogar
gesagt, daß er auch dort sein werde, wo immer es auch sei. Ich
kann nur sagen, daß Tante Cassandra den Eindruck hatte, er sei
in ihre Schwester verliebt gewesen und habe es ganz ernst
gemeint. Bald darauf hörten sie von seinem Tod. Mr. H. E.
starb auch, kurz nachdem wir ihn in Newtown getroffen hatten,
an einer plötzlichen Krankheit, und ich nehme an, der Zufall
des frühen Todes beider veranlaßte meine Tante, von ihm, dem
Unbekannten, überhaupt zu sprechen. Ich bin nach der Art, wie
sie die Erinnerungen an ihn heraufbeschwor, und auch deshalb,
weil sie nicht daran zweifelte, daß seine Bewerbung
erfolgreich gewesen wäre, sicher, sie hielt ihn ihrer
Schwester für würdig.
Die Ergänzungen anderer Familienmitglieder kurz vor oder
kurz nach der Veröffentlichung von James Edward Austen-Leighs
Memoir schaffen eher Verwirrung als Klarheit. Nach einem
dieser Berichte ist es möglich, daß die Ähnlichkeit zwischen
dem Bewerber Janes und dem Fremden von Newtown auf
Verwandtschaft beruhte. Trotz all dieser Bemühungen bleibt das
Ereignis nebelhaft."
Also, demgemäß war er kein Gentleman aus Hampshire...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites)
| |