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"Every dam' thing about Jane is remarkable to a pukka Janeite!" - Rudyard Kipling

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4. Group Read: Mansfield Park

Seiten 1 off 7 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
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Hazel
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Geschrieben Freitag, September 9, 2005 @ 20:24:52  

Schön, dass sich für den Group Read einige Mitleser gefunden haben.

Ich schlage vor, wir lesen jeden Tag ein Kapitel, denn sie sind nicht lang.
Wer nicht täglich Zeit hat, kann leicht am Wochenende sieben Kapitel nachlesen, ohne den Anschluß zu verlieren.

Wir könnten (knappe) Kapitelzusammenfassungen schreiben, evtl. wechseln wir uns damit ab? Mal sehen, was sich ergibt.

Also dann ... spätestens bis zum nächsten Wochenende .

Hazel

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Was eine "Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"? Verfasser ist dem Benutzer bekannt

schlumeline
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Geschrieben Samstag, September 10, 2005 @ 02:57:56  

Hallo Hazel,

prima, mache gerne mit!

Jeden Tag ein Kapitel? Uaaaahhh Versuche, am Ball zu bleiben.
Habe übrigens von MP die Grawe-Übersetzung, falls das hier wichtig sein sollte.

Gruß
schlumeline

Sonja
Knappe

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Geschrieben Samstag, September 10, 2005 @ 08:25:44  

Also gut. Eigentlich quäle ich mich gerade durch S&S. Aber so richtig komme ich nicht vorwärts. Also quäle ich mich ab heute durch MP

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Jane Austen in "Emma"

julemaus09
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Geschrieben Samstag, September 10, 2005 @ 15:57:00  

Ich habe auch die Grawe-Übersetzung. Aber es ist eigentlich noch interessanter wenn wir hier verschiedene Übersetzungen haben.
Bin ja mal gespannt was uns so auffällt
Hazel
Jane-Austen-begeistert

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Geschrieben Samstag, September 10, 2005 @ 18:22:50  

Quote:
Erstellt von Sonja
Also gut. Eigentlich quäle ich mich gerade durch S&S. Aber so richtig komme ich nicht vorwärts. Also quäle ich mich ab heute durch MP

So ähnlich ist es mir auch schon ergangen. Ich hatte damals gerade 5 Kapitel von Mansfield Park gelesen, da kam der Group Read Emma dazwischen.

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Benjamin
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Geschrieben Samstag, September 10, 2005 @ 18:24:31  

Jetzt kommt der absolute Streber : Ich habe vor einiger Zeit die englische Original-Version gekauft (Wordsworth-Classics) und bin auch schon bei Seite 60 ungefähr. Ich werde also wahrscheinlich die meisten Fragen haben, wenn ich was nicht verstanden habe...

Ich würde sagen: Fangen wir doch einfach an! Legt ihr erfahrenen "Groupreader" doch mal vor, dann folgen wir Neulinge nach!
Grüße, Benjamin

Sonja
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Geschrieben Sonntag, September 11, 2005 @ 17:41:40  

Ja, wann soll es offiziell losgehen? Montag?

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Johanna
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Geschrieben Sonntag, September 11, 2005 @ 19:38:20  

Hoppla heißt dass, ihr habt noch gar nicht angefangen? In der Annahme, dass es mit Hazels Bekanntmachung los geht, hab ich schonmal 1 1/2 Kapitel erkämpft. Hab ich also mal vorgebaut, hausaufgabentechnisch, statt hinterher immer alles hastig zwischen Tür und Angel zu erledigen...

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Hazel
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Geschrieben Sonntag, September 11, 2005 @ 20:33:59  

Ja, ich dachte, wir fangen Montag an. Wer schon zu lesen angefangen hat, ist eben ein/zwei Tage voraus.

Auftauchende Fragen können jederzeit gestellt werden ... denke ich ... weil manche das Buch schon sehr gut kennen.

@julemaus und schlumeline: Ich habe auch die Grawe-Übersetzung.

@Sonja: Wieso "quälst" du dich durch S&S. Ich dachte, du wärst ein 100%iger Austen-Fan und liebst alle ihre Romane .

Hazel

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Sonja
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 06:28:36  

Hallo Hazel,

nein, S&S und MP liebe ich nicht besonders. ich vermute mal, dass mir die Denkweise ihrer weibl. Protagonistinnen einfach zu fremd sind. Aber MP lässt sich gar nicht so schlecht an. Fesselt mich jedenfalls mehr im Augenblick als S&S. Malsehen, vielleicht mag ich es ja doch noch irgendwann.

Und, na ja, ich lese auch eine Grawe-Übersetzung

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Miss Anne
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 18:16:54    AIM  YIM

Ja, ich mach auch mit Hab's aber nur auf Englisch hier - es tut mir leid, wenn mir manche Begriffe nicht bekannt vorkommen werden. Dann les ich mal schnell das erste Kapitel.

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"Which idea are you selling?"
"Chocolate."

Miss Anne
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 20:00:02    AIM  YIM

Zunächst: das ist das erste Mal, dass ich einen Roman von JA so genau unter die Lupe nehme. Vermutlich sind meine Bemerkungen aber gar nichtneu, sondern schon längst jedem aufgefallen. Ich muss das jetzt aber trotzdem erstmal loswerden.

Dann fang ich mal an...

Beim Lesen des ersten Kapitels ist mir aufgefallen, dass Jane von Anfang an all die Themen zumindest anspricht, die im Folgenden das Buch beherrschen werden:
- die unterschiedlichen Charaktere der Schwestern
- die gesellschaftliche Herabsetzung Fannys im Vergleich mit ihren Cousinen
- die Möglichkeit der Liebe zwischen Cousin und Cousine (und die gezielte Unterbindung durch Mrs Norris' cleveren Plan )
- der Glaube, dass Fanny von der guten Erziehung der Cousinen profitieren wird, da sie ja aus schlechtem Hause kommt

Wobei die letzten beiden Punkte ja ganz anders passieren werden, als es Mrs Norris, und die Bertrams vermuten

Ganz großartig finde ich einen Satz ganz am Anfang, nämlich der, in dem gesagt wird, dass es nunmal leider nicht so viele reiche Männer auf der Welt gibt wie hübsche Frauen. ("But there certainly are not so many men of large fortune in the world as there are pretty women to deserve them.")

Fazit: ganz klassisches Set up-Kapitel zur einführung in dei Materie, denke ich.

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Sonja
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 21:11:01  

Danke Anne, dass du so fleißig warst. Ich habe MP vorher zwei Mal gelesen, aber nie ist mir aufgefallen, dass auch darin JA's teilweise beißender Humor steckt. Ich habe es als eher biederes Buch in Erinnerung, das mit der Moralkeule daherkommt. Die ersten 5 Kapitel (ich konnte mich nicht beherrschen) haben mich richtig gefesselt. Nichts mit "quälen". ich bin jedenfalls gespannt, ob ich es am Ende sogar lieben werde.

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julemaus09
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 22:34:53  

Ich lese es jetzt auch zum 2. Mal und denke genauso wie du Sonja: Beim ersten Lesen empfand ich MP auch eher langweilig (Sorry Jane) und jetzt habe ich doch eine andere Seite entdeckt. Vor allem die Ironie, wenn die Bertrams und Mrs Norris die Liebe zwischen Cousin und Cousine in Erwägung ziehen und sie so "geschickt" verhindern wollen, das ist mir erst jetzt beim Lesen aufgefallen.
Auch die Charakterisierung von Mrs Norris ist in einem sehr bissigen Ton geschrieben. Ich musste beim Lesen immer wieder schmunzeln und dachte: Typisch Austen!

Lg Julia

Hazel
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Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 23:22:34  

Mir ist auch aufgefallen, dass die wichtigen Personen schon gleich im ersten Kapitel eingeführt werden. Die Geschwätzigkeit von Mrs. Norris erinnert mich an Prunella Scales (Mrs. Bates in Emma/KB). Sie geht mir jetzt schon auf die Nerven .

Ich hab auch das Gefühl, dass mir das Buch gefallen wird.

Hazel

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azuela
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Geschrieben Dienstag, September 13, 2005 @ 00:36:21  

Ich lese auch gerade Mansfield Park, bin allerdings schon kurz vorm Schluss.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Aber am liebsten mag ich immer noch P&P. Und ich muss gestehen, dass es mir Persuasion auch ziemlich angetan hat.
MierschB
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Geschrieben Dienstag, September 13, 2005 @ 08:25:54  

Quote:
@Miss Anne: Beim Lesen des ersten Kapitels ist mir aufgefallen, dass Jane von Anfang an all die Themen zumindest anspricht, die im Folgenden das Buch beherrschen werden...

Dazu gibt es noch weitere "Themen" die in den ersten Kapiteln angerissen und eingeführt werden:
- die familiären Bindungen
- die Geschwisterliebe

Das sind, meine ich, die beiden Themen, die Jane Austen am Herzen lagen... Vergleicht man z.B. ihre eigene Familie und wie wichtig ihr deren Zusammenhalt immer war (Sonja findet bestimmt schnell den berühmten Brief, in dem sie über die Bedeutung der Familie an eine der Cousinen(?) schreibt...) Und die Beziehungen der Geschwister untereinander (in MP schreibt sie darüber, dass die geschwisterlichen Gefühle den ehelichen weit überlegen seien)...

Die familiären Bindungen sieht Jane Austen aber auch nicht nur rosig-verklärt... Sondern durchaus auch kritisch... Sie schreibt, diese können zu Zeiten das beste oder das schlimmste sein - oder so ähnlich...

Interessant ist auch, dass die drei Schwestern schon im ersten Kapitel so unterschiedlich ausgeprägt sind (die spätere Tante Norris als bestimmende, sich durchsetzende - und die beiden anderen, die spätere Mrs. Price und Lady Bertram, eher als passive, sich treiben lassende, sich unterordnende Charaktere)...

Bruki

PS: Vielleicht ist es ja dieses Thema der Familienbindungen, an denen Fanny Price so unbedingt festhält, was einigen modernen Lesern den Roman heute so suspekt macht... Und dass sich Fanny Price nicht um jeden Preis in den Vordergrund spielt und ihr reiches Innenleben nicht auf dem Marktplatz feilbietet? - dass sie sich zurücknehmen kann?

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Benjamin
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Geschrieben Dienstag, September 13, 2005 @ 14:30:35  

Mir fiel besonders in diesem ersten Kapitel auf, dass Jane Austen eine Meisterin darin war, Menschen "durch die Hintertür" zu charakterisieren. Zum Teil gibt sie auch ganz offen eine Kurz-Beschriebung, besonders des Charakters der Person: Beispielsweise Lady Bertram und Mrs. Norris:
Quote:
"Lady Bertram, who was a woman of very tranquil feelings, and a temper remarkably easy and indolent..... Mrs. Norris had a spirit of activity"

- das was du geschrieben hast, Bruki.

Aber Mrs. Norris wird noch sehr eingehend beschrieben durch das, was sie sagt - nämlich als ein Mensch, der sich schnell aus der Verantwortung reden - schwätzen! - kann (in diesem Sinne sicherlich anders als Miss Bates, die mehr oder weniger ohne Berechnung redet!!). - Und dann immer wieder die bissigen Bemerkungen von JA über diese Person...

Hazel
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Geschrieben Dienstag, September 13, 2005 @ 22:41:57  

Es gefällt mir sehr gut, wie treffend Jane Austen Mrs. Norris beschrieben hat, wenn sie schreibt, dass sie sich zwar dafür einsetzt, dass Fanny nach Mansfield Park kommt, sich aber selbstverständlich nicht um sie kümmern kann. So jemanden wie Mrs. Norris gibt es auch in meinem Bekanntenkreis .

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julemaus09
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Geschrieben Dienstag, September 13, 2005 @ 22:43:07  

Ja, Hazel, ich glaube solche Leute trifft man überall
Johanna
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 11:40:44  

So, ich war grad ein bisschen fleißig und werde euch mal alle meine Randnotizen mitteilen. Am Film wurde ja mehrfach bemängelt, dass Sir Thomas so ein geifernder alter Lustmolch (im besten Falle) ist, und dass er (also der Film) ständig auf eine sexuelle Spannung deutet, die im Buch gar nicht zu finden ist. Nun, ich möchte den Film in dieser Hinsicht gar nicht verteidigen (ehrlich nicht), denn diese Punkte sind ja nicht unbegründet. Aber mir sind doch einige Sachen ins Auge gefallen, die man Sir Thomas durchaus anlasten könnte (wenn man sucht und unbedingt sehen will...):

Kapitel 1, Seite 6 (Übrigens, ich lese die Reclam Ausgabe mit der Graweübersetzung)

Quote:
" [...] er (Sir Thomas) denke an seine eigenen vier Kinder, an seine beiden Söhne, an verliebte Vettern [...]"

Also, verliebte Vettern bzw eine Heirat mit all ihren Folgen wären nicht mein erster Gedanke, wenn ich meine 10jährige (!) Nichte bei mir aufnehme...

Kapitel 2, Seite 23

Quote:
"Auf dem Land also fuhren die Miss Bertram fort ihr Gedächtnis zu trainieren, ihre Duette zu üben und groß und fraulich zu werden, und ihr Vater sah, dass sie in Erscheinung, Umgangsformen und Können allmählich seinen Wünschen entsprachen.

Sir Thomas also wieder in Verbindung mit den Äußerlichkeiten usw. Wobei auch das, was nicht ausdrücklich an dieser Stelle erwähnt wird interessant ist: Seine Töchter entsprechen seinen Wünschen und seine Wünsche beziehen sich offenbar nicht auf elementare Persönlichkeits- und Charakterbildung (mal abgesehen, von den erlernten Manieren, die im Salon zur Schau getragen werden).

Hierzu lässt sich dann vielleicht auch erwähnen, dass seine - von ihm erwählte - Frau als die Schönheit unter den drei Schwestern galt und "ihre Tage damit verbrachte, hübsch angezogen auf einem Sofa zu sitzen und sich irgendeiner langwierigen, kaum verwendbaren und wenig schönen Handarbeit zu widmen."

So, jetzt noch eine triviale Frage meinerseits hinterher:

Kap. 2 S. 18

Quote:
in seiner eigenen Handschrift bestellte er seinem Vetter Grüße und schickte ihm unter dem Siegellack eine halbe Guinee."

Heißt dieses, dass Ede das Geld direkt unter dem Siegellack versteckt hat (zerbröckelt der ack dann nicht?) oder ist das einfach nur eine Redewendung dafür, dass das Geld halt versiegelt im Brief lag? Was sagt der O-Text? Apropos O-Text:

Kapitel 3 S. 27:

Quote:
"...und würde , da er den Annehmlichkeiten des Lebens keineswegs abgeneigt war, bald abkratzen."

Grawe hat ja wohl gerne mal recht moderne (oder zumindest handfeste) Ausdrücke reingebastelt, wie? Ich erinnere da nur an Lydia, "das Flittchen". Also macht er mit dem Text in gewissem Maße das, was Filmemachern gerne mal vorgeworfen wird?!? Da bin ich jetzt trotzdem mal auf die Originalausdrucksweise gespannt (Benjamin, Miss Anne???).

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julemaus09
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 12:52:53  

Genau, das "abkratzen" ist mir beim Lesen auch ins Auge gestochen. Ich fand es irgendwie unpassend, das ist doch nicht Janes Stil
Da würde mich der Originaltext auch sehr interessieren.

über Sir Thomas bin ich mir immer noch nicht im klaren, im Buch ist er aber weitaus sympathischer als im 99er Film.
Ob man ihm seine Vorliebe für Schönheit vorwerfen sollte? Er ist halt ein bisschen oberflächlich

Und zugegeben: Auf verliebte Vettern würde ich auch nicht gleich schließen, wenn ich eine Nicht zu mir nehmen würde

MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 13:40:49  

... bevor wir die eine oder andere Charakterschwäche aufführen, mit der Sir Bertram ohne Zweifel behaftet war, sollten wir doch auch seine guten Seiten nicht außer Acht lassen:

Er ist ein umsichtiger Familienvater und Grundbesitzer (die Betrachtung der Möglichkeit, dass es Gerüchte geben könnte, wegen der Aufnahme der armen Verwandten und dass ihm damit die Absicht unterstellt werden könnte, eine künftige Ehefrau für einen seiner Söhne aufzuziehen, zeigt wie vorausschauend und umsichtig er als Patriarch der Bertram-Familie ist).

Er hat ständig Geldsorgen bei der Verwaltung seines Besitzes und versucht diese zu beheben. Er kümmert sich - trotz seiner angespannten finanziellen Lage - um die Familienmitglieder und Verwandten, die nicht so gut gestellt sind wie er. So unterstützt er die Prices, stellt dem Mann Mrs. Norris ein einträgliches "Living" zur Verfügung... Nimmt sogar 2 der Töchter der Price-Familie in Pflege.

Er hat sich bei seiner eigenen für ihn unvorteilhaften Heirat mit einer finanziell nicht ebenbürtigen Frau verbunden (einen schönen Gruß von Mr. Darcy ). Diese ist ihm auch intellektuell keine adäquate Partnerin. (Dass sie so lethargisch ist und sich für nichts als ihre eigene Bequemlichkeit interessiert, kann man ihm nicht anlasten. - Ein Großteil der kommenden Malaisen auf Mansfield Park wären zu vermeiden gewesen, wenn Lady Bertram als Hausherrin von Mansfield Park ihrer Rolle im Hause gerecht geworden wäre.) Er lässt seine Frau jedoch diesen Umstand nie fühlen, er behandelt sich immer respektvoll und anständig.

Eine durchaus positive Erscheinung, dieser Sir Bertram, beinahe ein idealer Mann... Wenn, ja wenn er nicht wie jeder Austensche Held (oder jede Heldin - um gerecht zu sein) ein paar kleine Fehler besäße...

Er schätzt die Lage bezüglich Fanny falsch ein. Statt zu der von ihm befürchteten Belastung wird sie sich als Retterin von Mansfield Park erweisen. Er irrt sich in der Beurteilung seiner Töchter. Er überschätzt seine Schwägerin Mrs. Norris und erkennt ihren wahren Charakter nicht...

Und das schlimmste: Er bringt Fanny zum Weinen!!!

Aber er lernt etwas aus dem ganzen Schaden, der er und andere anrichten...

Ich hab jetzt leider etwas vorgegriffen, aber ich hoffe ich blieb vage genug, um euch das Lesevergnügen und die Spannung nicht zu verderben...

Bruki

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Lizzy
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 13:48:32  

So, hier muss ich mich mal kurz einklinken. Kritik an Christian Grawe ist selten. Ich muss zugeben, ich habe mir damals Mansfield Park nicht in seiner Übersetzung gekauft (ich glaube, das ist das Einzige). Das kam daher, da ich zu dem Zeitpunkt, als ich mir das Buch bestellt habe, noch keine Ahnung von Übersetzungen hatte bzw. gerade erst zu Jane Austen gekommen war. Aber keine Angst, eine Insel-Übersetzung ist es dann auch nicht. Wartet mal, ich suche...
http://www.amazon.de/.
Genau, das ist sie. Aufbau Verlag, ist auch recht gut (denke ich). Das Dumme ist nur, dass ich das Buch nicht hier habe. Aber spätestens nächste Woche kann ich sagen, wie der Satz in dieser Übersetzung lautet.

Mhhh... und das mit der modernen Sprache... Ich denke das ist eine Diskussion wert. Würden mehr oder weniger Menschen Jane Austen lesen, wenn die Sprache "moderner" wäre. Ich finde es teilweise berechtigt, wenn man der Sprache des 19. Jh. einer "Erneuerungskur" unterzieht. Klar darf das nicht übertrieben werden.
Es ist halt schwierig aus dem Englischen einen ordentlichen deutschen Satz zu machen und dann auch noch an Jane Austens Witz, Ironie und Spritzigkeit heranzukommen. Manchmal denke ich beim Lesen der Originaltexte, dass man Einiges nicht genau übersetzen kann, aber man es trotzdem versteht.
Ich denke, das ist auch der erste Schritt zum Verstehen einer anderen Sprache.

So, jetzt weiß ich nicht, ob ich Unsinn geschrieben habe. Wenn, dann geht einfach nicht drauf ein .

Viele liebe Grüße,
Lizzy

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MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 14:56:23  

... ich glaube, ich habe auch die Trude-Fein-Übersetzung - aber als Leineneinband... Normalerweise ziehe ich die etwas ältlichen Übersetzungen vor... Die Grundstimmung bei Jane Austen ist ja nicht "Ey, Alte, schieb den fetten Hintern rüber... mach hinne, des de abkratzt..." - Sowas darf nur Nick Hornby mit Jane Austen machen, aber kein Übersetzer... - Die "Erscheinung" der Dinge ist ihr und ihren Zeitgenossen wichtig gewesen...

"... Taschenbuch, das die gebildete junge Dame in der Handtasche zu tragen hat ..." - Hihihi, so kommen die weiblichen Geheimnisse ans Licht...

Heute Abend schau ich mal nach dem Zitat im 3. Kapitel, falls mir niemand zuvorkommt...

Bruki

NB: Wir sollten für später noch die Frage der Kapitelnummerierung klären (sind die Kapitel in 3 Bänden nummeriert oder ist alles laufend durchnummeriert)...

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Johanna
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 15:20:39  

Natürlich ist Sir Thomas längst nicht der alte, lüsterne Bösling den uns Mrs. (oder wohl eher Miss) Rozema aufzeigt. Ich habe eigentlich versucht, mich dahingehend vorsichtig auszudrücken. Und für eine Gesamtcharakteristik sind die ersten 3 Kapitel wohl selbst bei Miss Jane zu wenig... Darum ging es mir ja vornehmlich auch nicht...

Wieso ist der Ruf der Inselübersetzungen eigentlich so schlecht? Ich hab das Buch grad verliehen, aber ich glaub, meine 1. S&V Ausgabe war vom Insel Verlag, und ich habe es bei Grawe schrecklich vermisst, dass selbst der langmütige Mr. Bingley Mr. und Mrs. Wickham "den Wink gab, sich zu trollen". Überhaupt ist mir Mr. Bingley bei erneutem Lesen doch sehr ans Herz gewachsen, aber das ist eine andere Geschichte

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Hazel
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 15:27:50  

Mein Buch endet mit Kapitel 48.

Die Sprache... hmm... ich habe beim Lesen daran gedacht, dass neue Übersetzungen immer vom Original gemacht werden, weil sich durch vorangegangene Übersetzungen schon kleine Änderungen eingeschlichen haben können. Ich finde es auch in Ordnung, wenn ein Buch bei einer Neuübersetzung dem zeitgenössischen Wortschatz angeglichen wird. Nur so versteht man, was genau gemeint ist, finde ich (in diesem Fall Mrs. Norris´ Einstellung).

Oh, und "Heil denen", die eine englische Version haben, so können wir alles ganz genau herausfinden!
(Bei Emma hatte ich zwei Versionen und hab sie nicht gebraucht )

Die Seitenangabe von dir, Johanna, stimmt mit meinem Buch überein.

Hazel

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Miss Anne
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 15:33:50    AIM  YIM

Nur schnell zum Thema "abkratzen": Jane schreibt ganz nüchtern "die".

Das ganze Zitat: "(...) and thirdly, that the future incumbent, whoever he might be, would, in all probability, die very soon." (Penguin, S. 22)

Das hätte Herr Grawe schon ein wenig ansprechender übersetzen und trotzdem die Ironie beibehalten können.

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julemaus09
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 15:42:44  

Da stimme ich dir zu, wenn Austen einfach "die" schreibt, finde ich "abkratzen" etwas zu übertrieben. Ist fast schon zu fies

Ansonsten habe ich an Grawe nichts auszusetzen. Er bietet eine ansprechende und moderne Übersetzung, die sich sehr gut lesen lässt.

Meine Seitenangaben sind gleichen wie bei euch, Johanna und Hazel (die Reclam-Ausgabe).

Interessant fand ich in den ersten Kapiteln auch, wie sehr Mrs. Norris ihre Schwester und sogar Sir Thomas beeinflussen kann. Sie manipuliert alles und alle geschickt und lenkt die Geschehnisse zu ihrem Vorteil.
Sir Thomas scheint sich hier einfach nicht durchsetzen zu wollen und gibt nach. Er kennt seine Schwägerin schon lange genug, denke ich, und weiß dass Diskussionen sinnlos sind

MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 20:42:47  

Quote:
Erstellt von Miss Anne
Nur schnell zum Thema "abkratzen": Jane schreibt ganz nüchtern "die".

Nun ja, wie es in der Welt oft geschieht, redet ihr wohl über zwei verschiedene Dinge:

Im englischen Original lauten die beiden Absätze im 3. Kapitel:

Tom listened with some shame and some sorrow; but escaping as quickly as possible, could soon with cheerfull selfishness reflect, firstly, that he had not been half so much in debt as some of his friends; secondly, that his father had made a most tiresome piece of work of it; and, thirdly, that the future incumbent, whoever he might be, would, in all probability, die very soon.
On Mr. Norris's death the presentation became the right of a Dr. Grant, who came consequently to reside at Mansfield; and on proving to be a hearty man of forty-five, seemed likely to disappoint Mr. Bertram's calculations. But "no, he was a short-necked, apoplectic sort of fellow, and, plied well with good things, would soon pop off."

Und hier die deutsche Übersetzung von Margit Meyer und Klaus Udo Szudra (Aufbau-Verlag 1989):

Tom hörte etwas beschämt und etwas betrübt zu, aber indem er so rasch wie möglich entschwand, konnte er bald in unbekümmerter Selbstsucht feststellen, daß er erstens nicht halb so viele Schulden hatte wie einige seiner Freunde, daß zweitens sein Vater eine sehr lästige Strafpredigt daraus gemacht hatte und daß drittens der zukünftige Pfründeninhaber, wer es auch sein mochte, aller Wahrscheinlichkeit nach recht bald sterben würde.
Nach Mr. Norris' Tod fiel die Ernennung auf einen gewissen Dr. Grant, der folglich nach Mansfield kam, um dort zu residieren. Und da er sich als kerngesunder Mann von fünfundvierzig Jahren herausstellte, sprach wenig dafür, daß Mr. Bertrams Rechnung aufgehen würde. Aber "nein, er sei ein kurzhalsiger, zum Schlagfluß neigender Bursche, der, reichlich mit guten Speisen gefüttert, bald abkratzen werde".

Damit dürfte die schwer gekränkte Ehre Herrn Grawes wieder hergestellt worden sein...

Bruki

PS: Trude Fein gehört übrigens zu meiner zweiten MP-Übersetzung (die ledergebundene vom Manesse-Verlag).

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)

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