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"Every dam' thing about Jane is remarkable to a pukka Janeite!" - Rudyard Kipling

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1. Group Read: Stolz und Vorurteil
 
Seiten 1 off 5 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5
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Lizzy
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Geschrieben Montag, September 20, 2004 @ 13:33:20  

„Ich muss selbst sagen, ich finde sie eine der hinreißendsten Gestalten, die je gedruckt erschienen sind, und ich habe keine Ahnung, wie ich mit denen gnädig sein soll, die nicht wenigstens sie leiden mögen.“
(Jane Austen über Elizabeth Bennet in einem Brief vom 29. Januar 1813)

Herzlich willkommen zu unserem ersten Group Read. Wie schon angekündigt, haben wir uns für „Stolz und Vorurteil“ entschieden. Ich habe mir gedacht, ich schreibe erst einmal einige Sachverhalte zur Entstehung bzw. Veröffentlichung des Romans. Es folgen also Informationen, die der eingefleischte Janeite (schon?) wissen sollte

Ende Januar 1813 wurde „Pride and Prejudice. A Novel. In three Volumes. By the Author of Sense and Sensibility” in London veröffentlicht. Fünfzehn Jahre zuvor, im August 1797 (also im Alter von nur 22 Jahren) beendete Jane Austen nach ca. zehnmonatiger Arbeit First Impressions, die erste Fassung des Romans. Damals hatte sie das Romangeschehen auf den Zeitraum von 1794 bis 1795 angelegt. George Austen bot das Werk dem Verleger Thomas Cadell an, der es jedoch aus mangelndem Interesse (!) ablehnte.
Erst als Austens erstes veröffentlichtes Werk (Sense and Sensibility) Erfolg verzeichnete, schien sie sich wieder an den Stoff zu „erinnern“ und bereitete ihn ebenfalls auf eine Publikation vor. So wurde der Roman den Jahren 1811 und 1812 angepasst und musste, da ein Werk von Margaret Holford aus dem Jahr 1800 schon den Titel First Impressions trug, in Pride and Prejudice umgewandelt werden. Der neue Titel stammt übrigens aus Fanny Burneys „Cecilia“.
Thomas Egerton veröffentlichte also 1813 den Roman für achtzehn Schilling in drei Bänden. Dafür zahlte er Jane Austen 110 Pfund, die allerdings mit 150 Pfund gerechnet hatte. Innerhalb von sechs Monaten waren alle 1500 Exemplare vergriffen, so dass eine zweite Auflage im selben Jahr (Ende Oktober) auf den Markt kam. Vier Jahre später erschien eine dritte Auflage.
Wie gerade schon erwähnt, erschien das Werk in drei Bänden, die sich wie folgt aufteilten: der erste Band umfasste die Kapitel 1-23, der zweite die Kapitel 24-42, und der letzte Band die Kapitel 43-61. (Ich gehe jetzt mal lieber auf keine Einzelheiten ein, ich will ja noch nichts vorwegnehmen )
Jane Austen selbst bezeichnete Pride and Prejudice als „mein kleines liebes Kind“, eine andere Quelle übersetzt die Worte mit „Herzenskind“. Heute liegt es in 25 Sprachen vor und gilt wohl in der ganzen Welt als ihr bekanntestes Werk.
Einige Zeitgenossen meinten übrigens, dass der Roman viel zu raffiniert durchdacht sei, als dass ihn eine Frau hätte schreiben können. Heute ist solch eine Aussage wohl eher als Lob für die Autorin zu verstehen
Neben viel Lob gab es natürlich auch schon früh Kritik an dem Roman (bzw. an seiner Autorin). Am interessantesten ist allerdings eine Aussage Charlotte Brontës in einem Brief vom 12. Januar 1848 an G.H. Lewes:

„Warum schätzen Sie Jane Austen so? […] Ich hatte ‚Stolz und Vorurteil’ nicht gesehen, bevor ich Ihren Satz las und mir daraufhin das Buch besorgte. Und was fand ich? Das exakte, daguerreotypierte Porträt eines alltäglichen Gesichts: einen sorgfältig eingezäunten, hochkultivierten Garten mit sauberen Rändern und zarten Blumen, aber keinen Blick auf eine strahlende, lebhafte Physiognomie, kein offenes Land, keine frische Luft, keinen blauen Hügel, keinen klaren Bach. Ich würde durchaus nicht gerne mit ihren Damen und Herren in ihren eleganten, aber einschränkenden Häusern leben. Sie beschäftigt sich nicht halb soviel mit dem menschlichen Herzen wie den menschlichen Augen, Mündern, Händen und Füßen.“

Wir sollten uns aber von dieser Einschätzung nicht abschrecken lassen und wollen nun endlich mit unserer „Buchbesprechung“ anfangen. Sollten noch Fragen, z.B. über den Ablauf bestehen, bitte im anderen Thread posten.

Also viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!

Lizzy

Sonja
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Geschrieben Montag, September 20, 2004 @ 15:21:36  

Hallo Lizzie,

ich weiß nicht, ob es hier her gehört, aber, was Charlotte Brontë über JA sagt, ist für mich das größte Kompliment, dass sie JA machen kann. Von den Brontës mit ihren brennenden Herrenhäusern, ihren bigamistisch oder verbrecherisch veranlagten Gentlemen, ihren düsteren Mooren und stürmischen Nächten nicht gemocht zu werden, ist die beste Leseempfehlung. DENN ich mag die Bücher der Brontës absolut nicht, alles übertrieben und an den Haaren herbeigezogenes Zeug: Emma Tennant und Hedwig Courths-Mahler lassen schön grüßen. Und da ich weiß, dass hier einige anderer Meinung sind, darf mein Posting gerne kontrovers diskutiert werden.

Alles das, was die Brontës brauchten, um ihre Leser halbwegs zu fesseln, hatte JA zum Glück nicht nötig. Drum konter ich mit Walter Scott:

Die junge Dame hatte ein Talent, die Probleme und Gefühle alltäglicher Charaktere zu schildern, wie ich es so ausgeprägt noch nie erlebt habe. Das aufwendige Wau-Wau-Gebelle beherrsche ich wie heutzutage jeder andere auch, aber der feine Pinselstrich, der gewöhnliche, unbedeutende Dinge und Menschen durch die Wahrheit der Beschreibungen und Empfindungen interessant macht, ist mir versagt. Wie schade, daß ein so begabtes Geschöpf so früh gestorben ist."

Deshalb lasse ich mich auch nicht abschrecken .

Viele Grüße

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Jojonu
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Geschrieben Mittwoch, September 22, 2004 @ 00:54:06    YIM

Ähm, wie genau funktioniert denn der Group Read und wo/wie findet der statt?
Falls ich einen Eintrag dazu übersehen habe, sorry!
Jadzia
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Geschrieben Mittwoch, September 22, 2004 @ 15:02:06     ICQ

Guckst du hier.

Lizzy,
danke für die Einleitung. Schön geschrieben.

Mir fällt jetzt leider kein schlauer Satz ein, den ich hier zitieren könnte.
Darum einfach so: ich lass mich auch nicht abschrecken. *g*

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Kerstin
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Geschrieben Samstag, Oktober 2, 2004 @ 01:04:56     ICQ

Hallo Ihrs!
Habt ihr auch alle brav geschaut? Im ZDF, am Freitag abend???
Jane Austen unter den besten 20! Platz 17!!! Das ist doch schon allerhand! Jetzt wäre es natürlich SUPER, wenn sie auch noch mal die Verfilmung bringen würden... wo sie da doch schon die Ausschnitte geklaut haben!
Grüße,
Kerstin

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Sonja
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Geschrieben Samstag, Oktober 2, 2004 @ 09:54:38  

Hallo Kerstin,

ich habs auch gesehn und war total begeistert. Aber wieso geklaut, das ZDF kann doch nicht beim ZDF klauen . Und ich fand Alice Schwarzer schon vorher nicht schlecht, aber nach ihrem Begeisterungssturm für Jane Austen hat sie endgültig bei mir ein Stein im Brett. Wenn auch nicht alles stimmte, was sie über JA gesagt hat. Aber diese Nobelpreisträgerin, nee, nun gut diesmal hat sie es geschafft über das Buch zu reden, um das es tatsächlich ging, P&P, aber ansonsten, wirklich keine gute Botschafterin für JA.

Viele Grüße

Sonja

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Lizzy
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Geschrieben Mittwoch, Oktober 13, 2004 @ 18:08:31  

Hallo,
Ich habe mal noch eine, nicht ganz unwichtige Frage: Von welchem Verlag stammt Eure Ausgabe von "Stolz und Vorurteil", die Ihr gerade lest?
Ich lese die Reclam-Ausgabe, die auch von der FAZ als beste Übersetzung empfohlen wird. Wir könnten ja alle mal nur den ersten Satz vom Roman hierein schreiben, ob es schon da Unterschiede in der Übersetzung gibt. Das würde mich mal interessieren. Oder was denkt Ihr?

Ich fange einfach mal an: "Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau."

Viele Grüße,
Lizzy

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Geschrieben Mittwoch, Oktober 13, 2004 @ 23:42:39     ICQ

Hallo Lizzy!
Ich habe eine Ausgabe vom Inselverlag, Übersetzung Margarete Rauschenberger.
Erster Satz: Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle, der ein beachtliches Vermögen besitzt, zu seinem Glück nur noch einer Frau bedarf.

Klingt ein wenig "altertümlicher" als deine Ausgabe!

Der Originalsatz lautet: It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune must be in want of a wife.

Die Frage ist, welche Übersetzung ist "richtiger".

Grüße,
Kerstin

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Jojonu
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Geschrieben Freitag, Oktober 15, 2004 @ 15:26:40    YIM

Ich habe auch die Insel-Verlag-TB-Version (M. Rauschenberger) von S&V: "Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle, der ein beachtliches Vermögen besitzt, zu seinem Glück nur noch einer Frau bedarf."

Aber ich habe auch noch eine andere Ausgabe davon:

Hier der erste Satz: "Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau." (Ausgabe Verlag Das Beste, Übersetzung von Ursula & Christian Grawe - scheint ja wohl wie die Reclam-Version zu sein - ist Reclam auch Grawe?)

Ich fände es echt lustig, die ersten Sätze zu vergleichen
Hat jemand eine dritte Version?

Sonja
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Geschrieben Samstag, Oktober 16, 2004 @ 17:21:55  

Hallo,

ich bin wieder da. Also, Reclam IST Grawe, der beste Übersetzer überhaupt, meiner Meinung nach.

Und hier nun "mein" erster Satz (Fischer Taschenbuch, Werner Beyer):
In der ganzen Welt gilt es als ausgemachte Wahrheit, daß ein begüterter Junggeselle unbedingt nach einer Frau Ausschau halten muß.

Viele Grüße

Sonja

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Geschrieben Samstag, Oktober 16, 2004 @ 19:59:01    YIM

Ich bin doch immer wieder erstaunt, wie ein und der selbe englische Satz übersetzt werden kann

Noch andere Versionen?!

Gingema
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Geschrieben Sonntag, Oktober 17, 2004 @ 09:29:04  

Hallo,
meine Ausgabe stammt aus dem Gustav Kiepenheuer Verlag und Übersetzer war wie bei Sonja Werner Beyer. Der Anfangssatz ist also der gleiche.
Was mich noch interessieren würde sind ein paar andere Kleinigkeiten, in denen sich die verschiedenen Übersetzungen unterscheiden. Bei mir wird aus der Original-Lizzy z.B. eine Lissy...
Viele Grüße
Antje
Sonja
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Geschrieben Sonntag, Oktober 17, 2004 @ 11:00:12  

Hallo Antje,

na wie gehts. Ich bin noch eine Mail schuldig

Man muss dazu sagen, dass die Werner Beyer Übersetzung eine Ost-Übersetzung ist, in der aus Mr. Darcy Herr Darcy wird. Manch einer würde sich daran sicher stören, aber ich liebe diese Übersetzung, weil es meine erstes Begegnung mit JA überhaupt war. Deshalb werde ich es trotz der sicher guten Übersetzung von Christian Grawe immer noch ein bißchen mehr lieben.

Viele Grüße

Sonja

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Geschrieben Sonntag, Oktober 17, 2004 @ 23:51:46     ICQ

Oh wei... ich habe diese eingedeutschten Namen immer gehaßt!
Bei einem Fünf Freunde Buch waren die Namen auch eingedeutscht, so hieß Justin immer Justus... furchtbar!!!!!
Und Herr Darcy ist einfach nicht das Gleiche wie Mr. Darcy! Herr ist wie Hinz und Kunz!
Es gibt auch Filme, wo die Namen eingedeutscht sind, da heißt einer dann Graf Böckingham... uah!
Nene, also wenn schon, denn schon!
Grüße,
Kerstin

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Jojonu
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Geschrieben Montag, Oktober 18, 2004 @ 17:09:01    YIM

Eingedeutschte Namen finde ich auch nicht toll...

@ Kerstin: Aber bei den Fünf Freunden meinst du sicher "Julian" und deutsch dann "Julius" oder so, Justus gehört zu den Drei Fragezeichen

Jadzia
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Geschrieben Dienstag, Oktober 19, 2004 @ 15:18:11     ICQ

Ich poste nun alle Beiträge aus dem Thread "Flüchtige Gedanken zu den ersten Kapiteln":

Quote:
marginalia59, 3.Oktober

Halli hallo, alle miteinander, nun will ich hier auch mal was posten.

Habe vor einigen Tagen angefangen, Stolz und Vorurteil zu lesen. Zum Entspannen. Und dafür ist das Buch wirklich gut geeignet, finde ich. Bin mittlerweile bei Kapitel 14.

Meine ersten Gedanken dazu (etwas durcheinander):

Der Titel First Impressions wäre sehr passend gewesen, finde ich.

Interessant ist, was Charlotte Bronte über Jane Austen schreibt. Waren die beiden Zeitgenossinnen?

Jane Austen kann man gut lesen, finde ich, sie schreibt unterhaltsam. Während Charlotte Bronte´s Jane Eyre bisweilen etwas düster und auch streng wirkt.

In Kapitel 10 wird viel geredet, wenn es um Bingley´s Aussage geht, dass er in 5 Min. weg sein könnte von Netherfield, wenn er es wollte. Dieses Gerede um eigentlich unwichtige Sachen erinnert mich an Henry James.

Kapitel 13

Mr Collins war ein großer, gewichtig aussehender junger Mann von 25 Jahren. Ich habe David Bamber in der Rolle eher auf 52 geschätzt *gg*

Das Buch liest sich gut, wenn man die Verfilmung kennt. Man findet viel Bekanntes wieder. Ich freue mich schon auf Mr Collins Heiratsantrag und auf die Mitteilung der Bennett-Schwestern, dass Charlotte Lucas den Antrag angenommen hat usw.

Kapitel 14

Schön, die Unterhaltung von Mr Bennett und Mr Collins über Lady Catherine und über Mr Collins Schmeicheleien – wie im Film.

Mehr fällt mir momentan nicht ein. Wie geht´s euch beim Lesen? Und wie weit seid ihr?

Viele Grüße Hazel

Quote:
Kerstin, 4.Oktober

Hallo Hazel!
Schön, dass dir Stolz und Vorteil so gut gefällt! Ich habe noch nicht angefangen, den Roman (noch mal) zu lesen...
Jane Austen und die Brontes sind keine Zeitgenossen. Jane Austen lebte früher. Aber die Romane der Brontes sind alle "leidenschaftlicher" als die von Jane Austen. Ob Jane Eyre oder Stürmische Höhen, die Leute leiden dort immer gewaltig!
Jane Austen hat mehr die kleinen Alltagsdramen um sich herum beschrieben. Es ging ihr nicht um DAS DRAMA schlechthin und welche Widrigkeiten den Helden passieren konnten. Eher das Leben zu ihrer Zeit war das Thema und natürlich doch die Liebe!
Bingley wird durch seinen Kommentar als netter, aber auch unbekümmerter junger Mann beschrieben. Er "meckert" halt nicht ständig herum, so wie Darcy und ist auch nicht so stur. Eher weich und liebenswert. Und leicht zu beeinflussen, was Darcy ja später schamlos ausnutzt, als er ihm Jane ausredet.
Mr. Collins wird dir auch im Buch gefallen. Er ist vielleicht jünger als im Film, aber wenn man seine Szenen liest, sieht man immer David Bamber vor sich, wie er im Krebsgang um die Damen herumscharwenzelt und seine Komplimente macht!
Grüße,
Kerstin

Quote:
Kerstin, 4.Oktober

So, jetzt habe ich doch noch mal genau nachgeschlagen, wann denn die Bronte-Schwester gelebt haben.
Charlotte Bronte: 1816 - 1854
Emily Bronte: 1818-1848
Anne Bronte: 1820-1849
Die älteste Schwester war also noch ein Baby, als Jane Austen starb.
Grüße,
Kerstin

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Jadzia
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Geschrieben Dienstag, Oktober 19, 2004 @ 15:27:26     ICQ

Nun die Posts des Threads "Weiter mit den Kapiteln 15 - 21":

Quote:
marginalia59, 10.Oktober

Danke für´s Nachschlagen, Kerstin.

Ich glaube, ich habe das letzte Mal nicht richtig gepostet. Die Nachricht hätte sich wahrscheinlich *in* das Thema: 1. Group Read "Stolz und Vorurteil" gehört. Sorry, wenn ich´s vermasselt habe. Ist es okay wenn ich auf *Neues Thema* klicke, wenn ich wieder zu diesem Thema poste?
So, nun geht´s weiter.

Kap. 15
Beschreibung von Mr Collins Charakter: er war geprägt von Stolz und Unterwürfigkeit, Selbstüberhebung und Demut. Auch Wickham wird beschrieben: vornehmes Gesicht, gute Figur, sehr gefälliges Benehmen.
Und immer sehe ich die Figuren der 95er Verfilmung vor mir, wenn ich lese, z. B. den Blick zwischen Darcy und Wickham, den Elisabeth auffängt und sich wundert, was das plötzliche Erblassen des einen und das Erröten des anderen wohl zu bedeuten haben (genauso wie es im Buch geschrieben ist, wird es im Film gezeigt)
Die Sprache ist manchmal etwas altertümlich. Ich glaube auch, dass die meisten, die das Buch lesen, den Film schon kennen.

Kap. 16
Mr Collins verstimmt Mrs Phillips mit dem Vergleich des Raumes mit dem kleineren Sommer-Frühstückszimmer in Rosings.
Lizzy mag Wickham von Anfang an, verliebt sich aber nicht in ihn (meiner Meinung nach, wie seht ihr das?), aber „...sie war die Glückliche, an deren Seite er (...) Platz nahm, und die liebenswürdige Art, in der er sofort ins Gespräch kam, gab ihr das Gefühl, das gewöhnlichste, langweiligste und abgedroschenste Thema könne durch seine Geschicklichkeit interessant werden“.
Erwähnung von Lady Catherine de Bourg als herrisch und anmaßend, reich und autoritär. Jane Austen zeichnete ihre Figuren sehr genau.

Kap. 19
Heiratsantrag von Mr. Collins: „Da er solchermaßen in eigensinniger Selbsttäuschung beharrte, antwortete Elizabeth nicht mehr und zog sich schweigend zurück“

Kap. 21
Brief von Caroline Bingley an Jane, um ihr mitzuteilen, dass sie Netherfield verlassen haben und über den Winter in der Stadt bleiben.

Das Buch liest sich leicht.
Hazel

Quote:
Kerstin, 11.Oktober

Hallo Hazel!
Eigentlich wäre es praktischer, das Ganze in EINEM Thread zu lassen... vielleicht kann Elena da ja noch was drehen! Du brauchst dann einfach in dem Thread nur auf Antworten zu gehen!
Mr. Collins ist mit seinen Komplimenten SEHR freigiebig. Leider schießt er oft über das Ziel hinaus, so wirken seine Vergleiche mit Rosings oft SEHR peinlich, denn Rosings ist ein großes Herrenhaus und die Häuser, in die er nun kommt, sind eher klein und die Leute haben zwar nicht so viel Geld wie Lady Catherine, aber doch ihren Stolz. Und sie verstehen seine Komplimente dann eher als Beleidigung: Mein Wohnzimmer ist KLEINER als der Frühstücksraum???? PAH!
Ich denke auch, dass Elizabeth eher für Wickham schwärmt und sie ein wenig verliebt ist. Keine große Liebe, aber so eine gewisse Zuneigung. Er ist hübsch, charmant, bemüht sich um sie und kann einen traurige Geschichte vorweisen. Daher wirkt er auf viele Frauen anziehend und warum sollte sie da anders sein. Sie ist ja schließlich im richtigen Alter (wie ihr Vater ja auch meint), um sich anständig zu verlieben und enttäuscht zu werden!
Und so ein wenig Aufmerksamkeit von einem gut aussehenden, jungen Mann in Uniform? Wer kann sich da schon entziehen!
Mr. Collins ist ja bei seinem Heiratsantrag gar nicht auf die Idee gekommen, dass er abgelehnt wird (wie Darcy später auch nicht). In Selbstüberschätzung nahm er an, dass sie auf jeden Fall ja sagt, allein schon, weil sie es wegen des Geldes muß. Er sieht sich als hervorragende Partie, mit einer Stelle, der Aussicht auf ein Erbe, dem Protektorat durch eine hochstehende Persönlichkeit.... und genau das sieht auch Charlotte. Nüchtern betrachtet tut Charlotte genau das Richtige, sie geht völlig realistisch an die Sache heran. Sie betrachtet sich selbst, jenseits der heiratsfähigen Alters (noch keine 30 und schon alte Jungfer...) mit mäßiger Herkunft ( der Vater war ja grade erst geadelt und eigentlich Kaufmann) und ohne große Hoffnung, noch den Mann fürs Leben zu finden. Und dann kommt Mr. Collins, dumm, leicht zu führen, ausreichend vermögend... warum nicht?
Grüße,
Kerstin

...

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Geschrieben Dienstag, Oktober 19, 2004 @ 15:32:09     ICQ

...
Quote:
Sonja, 16.Oktober

Hm, also die Mr. Frage, ich weiß nicht. Ich glaube eher, dass es eine Frage des Verhältnisses der beiden Personen zueinander ist. Sind sie sehr vertraut wie Mr. Darcy und Mr. Bingley, dann ist es i.O. das Mr. wegzulassen. Ich denke Emma empört sich eher darüber, dass Mrs Elton durch ihr "Knightley" eine Nähe zu Mr. K vorspiegelt, die nicht vorhanden ist.

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Kerstin
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Geschrieben Mittwoch, Oktober 20, 2004 @ 00:46:12     ICQ

Huch! Klar, JULIAN... Dick und Anne.. George und Timmy der Hund!
Ich vermute mal, dass weglassen von Mr. ist so ähnlich wie das Ansprechen mit dem Vornamen heute. Die nennen ja nie ihre Vornamen (gut, Fitzwilliam ist ja auch nicht SO der Brüller ).
Wobei es bei den Damen ja wieder ganz anders ist. Die sprechen sich dann mit Vornamen an.

Grüße,
Kerstin

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Sonja
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Geschrieben Mittwoch, Oktober 20, 2004 @ 11:16:40  

Na ja, das ist heute nicht anders als vor 200 Jahren. Jungen reden sich, besonders wenn sie pubertieren und extrem cool sein wollen, teilweise immer noch mit dem Nachnamen an. Sowas habe ich bei Mädchen noch nie gehört .

Nein im Ernst, ich denke es ist ein Zeichen von Vertrautheit bei Jane Austen.

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Jane Austen in "Emma"

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Geschrieben Mittwoch, Oktober 20, 2004 @ 12:49:43     ICQ

Und ich dachte immer, die würden sich ausschließlich mit EY ALTER ansprechen!

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Geschrieben Mittwoch, Oktober 20, 2004 @ 12:50:59     ICQ

Huch, da klemmte der Server.... doppelter Beitrag!

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marginalia59
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Geschrieben Donnerstag, Oktober 21, 2004 @ 17:38:34  

Danke für´s richtige Einordnen meiner postings, Elena.

Bin diese Woche hintendran mit lesen und erst bis Kapitel 25 gekommen. Nichts neues, außer, daß mir Mr Collins Heiratsantrag in der 95er Verfilmung besser gefallen hat, als er im Buch beschrieben ist. Im Film war´s richtig peinlich *verschmitztgrins*. Außerdem wird in diesem Kapitel Mrs Gardiner erwähnt, die ich sehr sympathisch finde. In der 95er Verfilmung wird sie verkörpert von Joanna David (die in The Forsyte Saga die "böse" Stiefmutter spielt).

Ich finde auch, daß man in Büchern die Originalnamen beibehalten sollte.

Meine Ausgabe ist: Winkler Weltliteratur, Patmos Verlag 2002, Übersetzerin Helga Schulz. Der erste Satz lautet: Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, daß ein alleinstehender Mann, der ein beträchtliches Vermögen besitzt, einer Frau bedarf.
Ich finde den Satz ziemlich modern und gut verständlich.

Wie kriegt ihr die lustigen Gesichter in die Mails?

Bis bald

Hazel

Die Smilies? Da sollte links neben dem Feld, wo Du die Nachricht eintippst ein Auswahlfeld mit 15 Smilies zur Auswahl sein. Einfach anklicken, und dann wird das Tastenkürzel für den entsprechenden Smilie eingefügt, und zwar dort, wo der Cursor gerade steht. Etwas so . Oder so.

marginalia59
Nicht-Registriert

Geschrieben Sonntag, Oktober 31, 2004 @ 15:20:10  

Bin leider nicht so viel zum Lesen gekommen

In Kap. 33 ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Darcy Interesse an Lizzy hat (seufz), als erwähnt wird, dass er die gleichen Plätze im Park aufsucht wie diese. Kapitel, in denen von Begegnungen zwischen Lizzy und Darcy die Rede ist, lese ich am liebsten.
Im nächsten Kapitel wird über den Heiratsantrag von Darcy geschrieben, da kann man in aller Ruhe und ganz genau, Wort für Wort, alles nachlesen – und die (scheinbare) Überheblichkeit Darcy´s erkennen. Wie gut Jane Austen den inneren Kampf, den Darcy durchfocht, beschrieben hat! Ich habe irgendwo gelesen, dass sie den Roman oft überarbeitet hat.

In Kap. 35 kommt der Brief, in dem Darcy erklärt, warum er nichts von Wickham hält. Was man auf der englischen DVD nicht so richtig mitgekriegt hat, kann man im Buch genau nachlesen.

(Lese zur Zeit an einem zweiten Buch , das schmälert den Genuß am ersten ungemein)

Aha, doppelt anklicken , dann funktioniert´s mit den Smilies. Danke Kerstin. Aber er rutscht immer an´s Ende einer Mail, oder? (Ich schreibe nämlich oft offline, kopiere dann den Brief und gehe danach erst online)

Viele liebe Grüße, Hazel

(die sich auf den Winterschlaf vorbereitet) *gg*

Lizzy
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Geschrieben Donnerstag, November 4, 2004 @ 08:57:33  

Hallo,

Ich wollte nochmal auf Charlotte und ihre Ehe mit Mr. Collins zurückkommen. Ich muss zugeben, dass, je öfter ich das Buch lese, ich mit Charlotte "gnädiger" bin. Ich kann sie und ihre Meinung mittlerweile durchaus auch verstehen. Das heißt natürlich nicht, dass ich mit dem Ehemann einverstanden bin Am Anfang habe ich sie verurteilt, aber wenn man sich mit der damaligen Zeit auseinander setzt, kann man ihr Handeln besser verstehen. Geht es Euch ähnlich?

Was mir weiterhin aufgefallen ist: Elizabeth lehnt zuerst einen Tanz mit Darcy ab, wird aber auf Netherfield dann doch noch mit ihm tanzen. Und ebenso lehnt sie seinen Heiratsantrag ab. Was für eine Parallele! Ein weiterer Beweis für Jane Austen's schriftstellerisches Können!

Bis bald,
Lizzy

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Elizabeth Bennet

Sonja
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Geschrieben Donnerstag, November 4, 2004 @ 12:29:20  

Hallo Lizzy,

ich bin mit Charlotte auch "gnädig" . Ich weiß nicht, ob das erst im Laufe der Zeit so gekommen ist, oder ob meine Meinung von ihr nach und nach besser geworden ist, meine erstes Mal liegt schon zu lange zurück.

Nein, sie hatte gute Gründe für diese Heirat und nachdem sie ganz in Ruhe die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen hat, hat sie sich so entschieden. Ich kann Lizzys Empörung (nicht Deine Lizzy, sondern Lizzys ) nicht teilen. Bin da mehr Janes Auffassung. Und sie ist ihm ja auch eine loyale und bestmögliche Ehefrau. Das ich von so einer Ehe nicht träume ist auch klar, aber die Temperamente sind halt verschieden. Ganz anders ist es da bei Maria Bertram ("Mansfield Park"), die ja auch ihren dicken, peinlichen Verlobten nur aus materiellen Gründen heiratet. Sie hält ihren Teil der "Abmachung" nicht ein, ihm eine treue und loyale Ehefrau zu sein. Und darüber bin ich dann schon empört .

Viele Grüße

Sonja

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Jane Austen in "Emma"

Kerstin
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Geschrieben Donnerstag, November 4, 2004 @ 22:59:01     ICQ

Hallo Ihrs!
Nein, ich verurteile Charlotte wirklich nicht. Was sind denn ihre Aussichten? Sie ist über das heiratsfähige Alter raus (mit 27 ), hat noch Schwestern, die ebenfalls unter die Haube müssen, ihr Vater hat zwar Geld, ist aber "neuadelig", also wird sie Schwierigkeiten haben, über ihrem Stand zu heiraten. Sie ist intelligent und selbstständig und hat einen gesunden Menschenverstand. Dann stolpert Mr. Collins in ihr Blickfeld. Er ist ein wenig "beschränkt", hat aber hervorragende Aussichten, eine Gönnerin, ein Erbe in Aussicht. Und er ist eine enttäuschte Seele, nachdem Lizzy ihn abweist. Also "leichte Beute"!
Ich liebe im Film die Szene, wo sie Lizzy ihr Eheleben beschreibt. Er ist im Garten, geht viel spazieren und ist sehr oft bei Lady Catherine und SIE bestärkt ihn auch darin! Der Blick sagt alles!

Das Darcy Interesse an Lizzy entwickelt, bemerkt man doch schon bei ihrem Besuch auf Netherfield. Er will sich mit ihr unterhalten und sucht die Begegnung, der sie ausweicht. Warum fordert er sie wohl zum Tanzen auf? Aber er ist ja einerseits fasziniert von ihr, andererseits aber von ihrer Familie und Herkunft abgestoßen, darum wirkt sein Verhalten auch so widersprüchlich auf sie. Abgesehen davon, dass sie durch sein anfängliches Verhalten eine sehr schlechte Meinung hat.
Kein Wunder, dass der erste Heiratsantrag total daneben geht. ER hält es für eine große Geste, dass er ihr trotz ihrer Familie einen Heiratsantrag macht. SIE ist beleidigt, weil er ihre Familie als Hindernis anführt und als "unmöglich" bezeichnet. Und das er annimmt, sie würde ihn mit Kusshand nehmen, so in ihrer Situation. Er hat sie falsch eingeschätzt, aber er hält sich ja für unwiderstehlich!
Grüße,
Kerstin

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Geschrieben Freitag, November 5, 2004 @ 09:02:19  

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Erstellt von Kerstin
Er hat sie falsch eingeschätzt, aber er hält sich ja für unwiderstehlich!

Was er ja auch definitiv ist, gerade in dem Film

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Hazel
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Geschrieben Samstag, November 6, 2004 @ 01:22:55  

Was Charlotte betrifft: Mir ist sie ganz und gar nicht unsympathisch. In der 95er Verfilmung mag ich sie sogar sehr gern. Sie wird von einer guten Schauspielerin dargestellt, finde ich. Im Buch kommt sie mir etwas blass vor . Aber ich identifiziere mich mehr mit Charlotte als mit Lizzy . Lizzy´s Leben kommt mir anstrengend vor . Wie geht´s Euch?

Kerstin: Ich liebe diese Szene im Film, wo Charlotte Lizzy ihre Eheleben beschreibt, auch sehr. Es ist eine meiner Lieblingsszenen.

Margitta

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Was eine "Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"? Verfasser ist dem Benutzer bekannt

katha
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Geschrieben Montag, November 8, 2004 @ 19:36:57  

Persönlich empfand ich beim Lesen des Buches immer, dass Jane Austen Charlottes Verhalten zwar verständlich macht und durchaus auch Sympathie für ihre Situation einfordert, aber nicht unbedingt gutheißt.
Der entscheidende Punkt für mich dabei ist, das Charlotte bei dieser Ehe ihre persönliche Integrität aufgibt.

Deshalb kann ich auch gut nachvollziehen, warum Elizabeth fühlt, dass sie nicht mehr so mit ihr befreundet sein kann wie früher. Charlotte ist kein schlechter Mensch, nur eben jemand, der bereit ist, für materielle Sicherheit jeden Preis zu zahlen. Und ein Leben lang an jemanden gebunden zu sein, den man weder mag noch respektiert ist meiner Meinung nach ein sehr sehr hoher Preis. Deswegen ist auch nicht sie sondern Elizabeth die Heldin, die bereit ist, für ihre persönlichen Überzeugungen zu kämpfen.

Mit Elizabeth habe ich mich aber auch nie identifiziert, ich muss sogar zugeben, dass ich sie in manchen Passagen des Buches regelrecht nicht leiden kann. Mein Eindruck beim ersten Lesen war negativ und ich muss mich immer wieder selbst an ihre positiven Eigenschaften erinnern.

Die größten Probleme habe ich mit ihrer Selbstgerechtigkeit, die einen unangenehmen Kontrast zu ihrer überkritischen Bewertung anderer bildet.
Es ist ja auch die Haltung, mit der sie letztendlich auf die Nase fällt. Ich bewundere sie für ihre Cleverness und ihren Esprit und ich respektiere ihre moralische Integrität, aber sie zu mögen fällt mir manchmal schwer.

Na ja, das war jetzt eigentlich das Ende meiner Tirade. (-:

Grüße,
Katharina

Seiten 1 off 5 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5